«Am 11. Mai 2025, am Muttertag, starten die Kursfahrten mit elektrischem Antrieb»
Nach Ende der Kurssaison wurde das Schiff ausgewassert. Warum war das notwendig?
Es gibt zwei Gründe: Zum einen sind wir verpflichtet, das Schiff regelmässig zu kontrollieren, etwa auf Rost oder Schäden. Auch setzen sich im Wasser Algen und Muscheln an, was die Reibung erhöht und mehr Treibstoff verbraucht. Zum anderen sind im Rahmen des Umbaus Arbeiten an der Schiffsschale nötig, zum Beispiel der Einbau einer weiteren Zisterne. Ausserdem untersuchen wir den Zustand des Propellers und der Lager der Antriebswelle. Während das Schiff über dem See hängt, reinigen wir es und tragen einen Antifouling-Anstrich auf, der den Bewuchs verzögert.
Wie geht es nach der Auswasserung weiter?
Wir werden das Schiff wieder ins Wasser setzen, denn der Umbau auf den elektrischen Antrieb findet schwimmend in Oberägeri statt. Unser Partner, die Firma Shiptec, bringt dabei viel Erfahrung mit. Der erste Schritt ist der Rückbau. Das heisst: Wir entfernen alles, was nicht mehr benötigt wird, wie die alten Antriebsmotoren und den Generator. So schaffen wir Platz für die neuen Elektromotoren, Getriebe und Batterien.
Die Elektrifizierung der MS Ägerisee auf reinen Batteriebetrieb ist das grösste Projekt dieser Art in der Schweiz. Wo liegen die grössten Herausforderungen?
Eine der grössten Herausforderungen sind Grösse und Gewicht der Batterien. Aktuell schwimmt das MS Ägerisee genau richtig, und dass muss auch so bleiben. Deshalb war es wichtig, genau zu wissen, wieviel Gewicht wir durch den Rückbau einsparen und wie viel Spielraum für die Batterien bleibt, wenn alle elektrischen Komponenten drin sind. So können wir 2 x 144 kW an Batterieleistung einbauen, ohne das Schiff wesentlich schwerer zu machen.
Eine weitere Herausforderung sind sicher auch die Lieferfristen für Elektromotoren und Batterien. Glücklicherweise haben wir aber die wichtigsten Komponenten schon lange bestellt und bereits an Lager bei uns in der Schweiz.
Wie lange kann die MS Ägerisee mit der Batterieleistung fahren?
Wir werden 28 Batterie-Module a 10 kW einbauen. Damit können wir weiterhin drei Mal täglich einen Kurs um den See fahren. Eine wesentliche Änderung wird es im neuen Fahrplan aber geben: Wir müssen Ladezeiten von 10-15 Min zwischen Fahrten in Oberägeri einplanen.
Wie wird sichergestellt, dass alle technischen Anforderungen erfüllt sind, etwa in Bezug auf Brandschutz oder Schwimmstabilität?
Die ganze Vorbereitung für die Neumotorisierung dauert schon über ein Jahr. Eine wichtige Rolle spielt die Auswahl der richtigen Komponenten. Daraus haben wir einen Projektplan erstellt, der vom Bundesamt für Verkehr (BAV) geprüft und genehmigt wurde. Wir arbeiten eng mit dem BAV zusammen, lassen jeden Schritt – vom Brandschutz der Batterieräume bis hin zur Feuerlöschanlage – abnehmen. Am Ende wird es auch eine umfassende Abnahme des gesamten Schiffs geben.
Wie sieht der Zeitplan aus? Wann wird das «neue» MS Ägerisee in See stechen?
Wir sind sehr optimistisch, dass wir am 11. Mai 2025 – am Muttertag – mit unseren Kursfahrten mit elektrischem Antrieb starten. Gäste dürfen sich auf eine leise, entspannte Fahrt an Bord freuen. Übrigens wird auch der Innenraum sanft neugestaltet werden. Davor haben wir mindestens drei Wochen «Probefahren» eingeplant. Vor der Inbetriebnahme müssen die verschiedenen Betriebssysteme miteinander abgeglichen werden. Ausserdem werden vor allem Schiffführer und Matrosen geschult, denn die Bedienung der Anlage ist komplett anders. Am 11. Mai soll die ganze Crew bestens vorbereitet und mit viel Freude in die neue Saison starten.
