Ein Meilenstein
Am Steg in Oberägeri schwimmt die «ausgeweidete» MS Ägerisee. Die Fundamente im Schiffsrumpf wurden neu gemacht und sämtliche Räume brandschutztechnisch isoliert. 7.5 Tonnen an Material wie Motoren, Getriebe und Dieseltank, die es für den Dieselbetrieb gebraucht hat, wurden entfernt. «Nun bauen wir ungefähr 8 Tonnen für den neuen Elektrobetrieb ein», erklärt Projektleiter Benjamin Schacht.
Zentimetergenaue Präzisionsarbeit
Anfang Dezember markiert einen Meilenstein bei der Neumotorisierung auf voll batterieelektrischen Antrieb: Eine Luftwärmepumpe, zwei Elektromotoren und zwei Umlenkgetriebe werden eingebaut. Mit Präzision hebt ein Lastwagenkran eines der Getriebe durch die Maschinenraum-Luke. Es geht um Zentimeterarbeit. Im Inneren des Schiffes übernehmen zwei Mitarbeitende den Feinschliff, bis es heisst: «Getriebe ist am richtigen Ort».
Das erste Schiff mit 2-Wellen-Anlage
«Die Herausforderung ist, im engen Maschinenraum jedes Bauteil sehr genau zu platzieren», sagt Mike Gmünder, Werftleiter beim Partnerunternehmen Shiptec AG. Das Besondere: Die MS Ägerisee ist das erste elektrische Schiff, das Shiptec mit einer 2-Wellen-Anlage ausstattet – mit zwei Antrieben und zwei Elektromotoren mit Power Management System, das die Zufuhr und Abgabe der Ladeenergie und den Batteriezustand überwacht. «Zuerst kommen die Antriebseinheiten, dann können wir im Januar die Batterien Schritt für Schritt positionieren.» Sie werden gleichmässig auf Steuerbord und Backbord verteilt – für eine optimale Gewichtsverteilung. Selbstverständlich müssen nicht nur Gewicht, sondern auch Stabilität, Schwimmlage, Leckstabilität und Sicherheit wie gewohnt garantiert sein.
Nachhaltige Vorreiterrolle im Ägerital
Mit einer Batteriekapazität von insgesamt 288 kWh (2 × 144 kWh) kann die MS Ägerisee täglich drei Kursfahrten absolvieren. Zwischen den Fahrten wird das Schiff am Steg kurz nachgeladen. «Wir sind stolz, dass wir hier im Ägerital eine Art Vorreiterrolle für die elektrische Schifffahrt übernehmen“, freut sich Benjamin Schacht: «Dieses Projekt der Neumotorisierung ist in Bezug auf die Schiffsdimension als auch durch den doppelten Antrieb das grösste seiner Art in der Schweiz.»